Anlegen – So erreichen Sie jeden Hafen

Anlegemanöver

Käptn Kuddel gibt Tipps zur BootspraxisDas Anlegen ist ähnlich wie das Ablegen ein wichtiges und häufig auszuführendes Manöver. Deshalb ist es wichtig, die richtigen Schritte zu kennen und anzuwenden. Wie beim Ablege- sind auch beim Anlegemanöver diese Schritte in der richtigen Reihenfolge auszuführen und dabei jeweils individuelle Gegebenheiten vor Ort zu berücksichtigen.

Auch beim Anlegen gelten die Anweisungen für Motorboote und Hausboote gleichsam. Durch die konstruktionsbedingt schlechtere Rundumsicht bei Hausbooten ist hier ein gutes Zusammenspiel der Hausbootbesatzung besonders wichtig. Lesen Sie im folgenden Beitrag unsere Anleitungen zum Thema Anlegen und kommen Sie kollisionsfrei in jedem Hafen an.

Grundsätzliche Sicherheitshinweise

  • Machen Sie sich mit den Verhältnissen vor Ort im Hafen vertraut. Nutzen Sie dazu z. B. verfügbare Hafenführer. Diese können Sie bei uns vorab erwerben (Link zum Shop).
  • Bei einigen Häfen und Marinas können Sie sich vorab telefonisch erkundigen bzw. beim Hafenmeister anmelden. Nutzen Sie diese Möglichkeit auch um verfügbare Liegeplätze zu klären. Vor Ort markieren meist Farbtafeln, ob ein bestimmter Liegeplatz noch frei ist: rot steht für besetzt, grün für freie Liegeplätze. In den meisten Häfen gibt es darüber hinaus getrennte Bereiche für Dauer- und Gastlieger.
  • Behalten Sie immer den übrigen Bootsverkehr im Auge und achten auf die Vorfahrtsregeln.
  • Machen Sie Ihre Absichten zum Anlegen umliegenden Bootsbesatzungen bekannt.
  • Geben Sie laute und eindeutige Kommandos.
  • Bringen Sie rechtzeitig und ausreichend Fender an den Außenseiten Ihres Bootes an.
  • Reduzieren Sie rechtzeitig Ihre Geschwindigkeit. Geben Sie gefühlvoll Gas und fahren Sie bei Anlegemanövern grundsätzlich langsam.
  • Benutzen Sie Bug- und Heckstrahlruder nur in Intervallen von max. 10 Sekunden.
  • Achten Sie darauf, dass nach dem Werfen von Leinen diese zügig eingeholt werden, falls diese im Wasser landen. Im Wasser liegende Leinen können sich sonst in der Schiffsschraube verfangen und Sie manövrierunfähig machen.

Anlegen Schritt für Schritt

Die wichtigsten Schritte beim Anlegen sind in einer immer gleichen Reihenfolge abzuarbeiten:

  1. Situation vor Ort klären: Wind, Strömung, Sicht, übriger Verkehr
  2. rechtzeitig Geschwindigkeit reduzieren
  3. Fender anbringen
  4. Aufgaben an die Crewmitglieder verteilen: Vorleine, Achterleine
  5. Unter Zuhilfenahme von Bug- und Heckstrahlruder in die Anlegeposition einfahren
  6. Bug- und Heckleinen in geeigneter Reihenfolge befestigen
  7. ggf. Anmeldung beim Hafenmeister

Die genaue Abfolge unterscheidet sich je nach dem vorhandenen Liegeplatz und soll im Folgenden erläutert werden.


1. Seitliches Anlegen am Steg

In dieser Situation liegen Sie nach dem Anlegen seitlich an einem Steg oder einer Kaimauer. Meist befinden sich vor und hinter Ihnen weitere Boote. In jedem Fall müssen Sie die Wind- und Strömungsrichtung des Gewässers beachten und Ihr Manöver entsprechend diesen Bedingungen anpassen. Bei fließenden Gewässern bzw. vorhandenen Strömungen legen Sie grundsätzlich mit dem Bug in Richtung gegen die Strömung an.

  1. Bringen Sie auf der Seite des Bootes, dass am Steg zu liegen kommt ausreichend Fender an.
  2. Fahren Sie im spitzen Winkel langsam in Richtung Anlegestelle. Ein Crewmitglied steht am Bug, ein anderes am Heck. Beide halten Leinen und ggf. Bootshaken bereit.
  3. Kurz vor dem Steg bremsen Sie das Boot ab, indem Sie kurz den Rückwärtsgang einlegen.
  4. Das Crewmitglied am Bug befestigt die Bugleine am Steg. Die Bugleine kann auch um einen vorhandenen Poller gelegt, zum Boot zurückgeführt und dort befestigt werden.
  5. Achten Sie darauf, dass die Fender auf der Stegseite in der richtigen Position sind um die Bordwand zu schützen. Gegebenenfalls kann ein Crewmitglied die Fender variabel aus der Hand führen und erst später in der endgültigen Position befestigen.
  6. Ruder in Richtung Fahrwasser legen. Erst danach kurz in den Vorwärtsgang schalten und leicht Gas geben, bis sich das Heck in Richtung Steg dreht.
  7. Die Heckleine befestigen und danach die Fender in die endgültige Position bringen.
  8. Je nach Bedarf können zur Sicherung der stabilen Bootslage noch sogenannte Springleinen ausgebracht und befestigt werden.
anlegen seitlich, Schritt 1
anlegen seitlich, Schritt 2
anlegen seitlich, Schritt 3
anlegen seitlich, Schritt 4
anlegen seitlich, Schritt 5

Käpt'n Kuddels Tipps:

Käptn Kuddel hilftAchten Sie besonders auf Seitenwind.
Geben Sie immer nur vorsichtig Gas.
Benutzen Sie Bug- und Heckstrahlruder nur zur Unterstützung.
Halten Sie immer einen Bootshaken bereit, um sich ggf. abstoßen oder heranziehen zu können.
Verwenden Sie sogenannte Springleinen, um das Boot vorn und hinten zusätzlich zu sichern.


2. Rückwärts Anlegen am Steg

In dieser Situation liegen Sie nach dem Anlegen mit dem Heck zum Steg oder einer Kaimauer. Meist befinden sich rechts und links neben Ihnen weitere Boote. In jedem Fall müssen Sie auch hier die Wind- und Strömungsrichtung des Gewässers beachten und Ihr Anlegemanöver entsprechend diesen Bedingungen anpassen. Das Rückwärts-Anlegen verlangt ein wenig Übung, hat aber den Vorteil, dass man häufig leichter von Bord auf den Steg kommt. Außerdem gestaltet sich das Ablegen aus dieser Position am leichtesten.

  1. Bringen Sie ausreichend Fender an den Seiten und am Heck des Bootes an.
  2. Fahren Sie soweit wie möglich vorwärts zum Anlegeplatz und drehen sie das Boot soweit in die Richtung, dass Sie möglichst in gerader Linie rückwärts in die Anlegeposition einfahren können.
  3. Korrigieren Sie die Lage ggf. mit Hilfe des Bug- bzw. Heckstrahlruders, während Sie mit langsamer Rückwärtsfahrt in die Anlegeposition fahren.
  4. Bei seitlichem Wind versetzen Sie das Boot leicht in die entsprechende Windrichtung.
  5. In Anlegeposition angekommen stoppen Sie durch kurzes Einlegen des Vorwärtsganges und bringen die Bug- und Heckleinen aus. Befestigen das Boot am Steg und vorhandenen Pollern oder Ankerbojen. Korrigieren Sie ggf. die Lage der Fender.
anlegen rückwärts, Schritt 1
anlegen rückwärts, Schritt 2
anlegen rückwärts, Schritt 3
anlegen rückwärts, Schritt 4
anlegen rückwärts, Schritt 5

Neben den beschriebenen Situationen gibt es abhängig von den örtlichen Gegebenheiten in jeder Marina verschiedene Anlege-Möglichkeiten, auf die Sie sich individuell einstellen müssen. Gehen Sie auch beim Anlegen das Manöver am besten einmal in Gedanken vorher durch. Erkundigen Sie sich nach Möglichkeit vorab nach Besonderheiten wie Strömungen und Untiefen.

Im Hafen angekommen melden Sie sich beim Hafenmeister. Der hat häufig auch wertvolle Tipps für die Gestaltung Ihres Landganges, z. B. Einkaufs- und Ausflugsmöglichkeiten oder das beste Restaurant am Ort. Am Abend kann man dann gemütlich auf dem Achterdeck sitzend mit seinen Bootsnachbarn ins Gespräch kommen und über das ein oder andere geglückte Ab- und Anlegemanöver klönen.

In diesem Sinne: Ahoi und gute Fahrt, Ihr Käpt’n Kuddel

Käptn Kuddel grüßt

4 Kommentare zu “Anlegen – So erreichen Sie jeden Hafen

  • 18. November 2018 at 16:03
    Permalink

    liebes Römer Team, für meine Hochzeitsplanung brauche ich mehr Info von Euch.

    Reply
    • 18. November 2018 at 17:27
      Permalink

      Nur Geduld, an dieser Stelle werden wir regelmäßig weitere Tipps & Tricks rund um das Thema Hausbooturlaub veröffentlichen. Bis zur geplanten Hochzeitsreise mit dem Charterschiff ist hoffentlich noch etwas Zeit 😉

      Reply
  • 18. November 2018 at 15:56
    Permalink

    Hallo Römer Team, gibt es sollche Informationen auch bei Euch käuflich zuerwerben? Wir haben die Luise im Sommer 2019 bei Euch gebucht.

    Reply
    • 18. November 2018 at 17:21
      Permalink

      Ja, die gibt es bei uns unter „Kartenmaterial“. Da wäre zum Beispiel die „Charterfibel – Hausbootwissen für Einsteiger“, darin finden Sie kurz und knapp, leicht verständlich und mit vierfarbigen Zeichnungen Hausbootwissen für Einsteiger – ideal für Freizeitkapitäne, die ohne Sportbootführerschein auf Törn gehen.

      Reply

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