Charterboot-Test: Aquanaut Privilege 1250 AK

Skipper 07/2018: Charterboot-Test "El Hierro" - Aquanaut Privilege 1250 AK

Die von der Firma Yachtcharter Römer bereitgestellte »El Hierro« ist ein durchdacht ausgestatteter Stahlverdränger, der sich gut für einen erholsamen Urlaub auf dem Wasser eignet.Es ist tatsächlich eine Premiere, wenn wir in dieser SKIPPER- Bootshandel-Rubrik ein Boot von Yachtcharter Römer am Start haben. Dabei ist der vom Hamburger Kaufmann Manfred Römer im Jahre 1996 aus der Taufe gehobene nordostdeutsche Wassersport-Betrieb seit langem bestens etabliert. Der Hauptsitz des weithin bekannten Unternehmens mit gegenwärtig 18 Mitarbeitern befindet sich, nur wenige Meilen vom Südufer der Müritz entfernt, in der mecklenburgischen Gemeinde Buchholz. Obendrein betreibt Manfred Römer im Zehdenicker Ortsteil Mildenberg, also in wassertouristisch günstiger Lage und auf brandenburgischem Terrain, einen weiteren Charterstützpunkt.

Die Yachtcharter-Römer-Flotte zeichnet sich durch eine bemerkenswerte Bootsvielfalt aus. So hat man unter dem Begriff »Riverlodge« dreizehn Hausboote im Programm, die aufgrund ihrer »Schwimmende-Gartenlaube-Konzeption«  zwar nicht unbedingt hübsch sind, aber ein Maximum an Wohnvolumen bieten und sich deshalb großer Beliebtheit erfreuen. Hinzu gesellen sich 36 »normale« Motoryachten, die sich in die internen Kategorien »best price«, »comfort« und »premium« einsortieren und typabhängig für eine Belegung mit zwei bis fünfzehn Personen vorgesehen sind. Hauptsächlich handelt es sich hierbei um grundsolide niederländische Stahlverdränger, die sich hervorragend für die kommerzielle Vermietung eignen.

Am naturschön gelegenen Buchholzer Übergabesteg dümpelt unsere frisch gewienerte und mit jeweils 400 Litern Brennstoff und Frischwasser randvoll betankte »El Hierro«. Benannt nach der westlichsten und kleinsten der sieben größeren, zu Spanien gehörenden Kanarischen Inseln, haben wir es mit einer Aquanaut Privilege 1250 AK zu tun. Der 12,5 Tonnen schwere Knickspanter aus dem friesischen Sneek zählt zur »premium«-Fraktion im Römerschen Fuhrpark und erlebte seine Indienststellung bereits im März 2009. Die schmucke Holland-Yacht präsentiert sich in einem guten optischen und sehr guten technischen Zustand. Alles an Bord funktioniert, wie wir bald feststellen werden, einwandfrei.

Die »El Hierro« darf laut der geltenden CE-Zertifzierung B mit acht Besatzungsmitgliedern in See stechen. In der Praxis geht es dann jedoch entsprechend beengt zu, so dass die Crewstärke unseres Erachtens auf sechs Sportsfreunde begrenzt werden sollte. Als leistungsmäßig ideal abgestimmtes Triebwerk kommt ein sechszylindriger Perkins Sabre M150 Ti zum Zuge. Der übers gesamte Drehzahlband sehr kultiviert laufende Einbaudiesel mobilisiert aus 6,7 Litern Hubraum 148 Pferdestärken.

Skipper 18-07 Pressebericht Innenansichten 1
  1. Im luftigen Salontrakt mit stattlichen 204 cm Deckenhöhe geht es, wie man sieht, sauber und ordentlich zu. Der freistehende Holztisch ist mit einer »Schlingerkante« versehen.
  2. Eine kurze Testpause im Sportboothafen von Waren. Das große Sonnensegel über dem Achterdeck der »El Hierro« spendet bei allzu sonnigem Wetter wohltuenden Schatten.
  3. Die u-förmige Kombüse im vertieften vorderen Wohnbereich ist praxisgerecht ausgestattet. Nur einen einzigen Schritt entfernt, kann die Dinette zur Bedarfskoje umgestaltet werden.

Vor dem Ablegen steht der Bordrundgang auf dem Plan. Wir beginnen mit dem Inspizieren der Bugkabine, die eine bequem gepolsterte V-Koje beherbergt und mehr als ausreichend Schrankraum aufweist. Zwei Bulleyes und ein Oberlicht lassen sich mühelos öffnen und sorgen für eine gute Belüftung. Die Deckenhöhe beträgt 204 cm. Das angrenzende WC-Abteil inkludiert eine elektrische Toilette nebst Duschvorrichtung und fällt mit 190 Zentimetern deutlich flacher aus. Mitbenutzer des vorderen stillen Örtchens sind die Bewohner der backbordseitigen Mittelkabine. Genächtigt wird hier in einem Etagenbett mit 200 cm langen Kojen. Auf gleicher Ebene wurde die u-förmige Pantryzeile angeordnet, die sich mit einem vierflammigen Gasherd, einem Toaster, einer Kaffeemaschine, einer Druckwasserspüle und dem 110-l-Coolmatic-Kühlschrank adäquat ausgestattet zeigt. Das auf Charterbooten übliche Sammelsurium an Küchenaccessoires ist natürlich ebenfalls vorhanden, so dass man prinzipiell nichts von zuhause mitbringen muss. Die viersitzige, auf einem »Podest« inszenierte Dinette kann bei Bedarf in eine zusätzliche »Notkoje« umgestaltet werden. Damit sind wir drei Treppenstufen höher im Salon angekommen, der zwar keinen wirklichen Luxus, aber ein recht gefälliges Ambiente bietet. Wünschenwert wäre vielleicht ein »wärmeres« Licht als das unterkühlte Weiß der sechs LED-Spots. Fernsehgucken funktioniert ohne Probleme, die Bildschirmdiagonale des Bord-TVs misst 55 cm.

Skipper 18-07 Pressebericht Innenansichten 2
  1. Blick in die Bugkabine, die mit zwei in V-Form angeordneten Kojen aufwartet.
  2. Die Achterkabine geriet groß und geräumig, die Doppelkoje misst hier 200 x 150 cm.
  3. In der Mittelkabine muss man mit weniger Platz vorlieb nehmen und in einem Etagenbett nächtigen.
  4. Die Sanitärabteilung im Achterschiff der »El Hierro« bietet eine recht gute Bewegungsfreiheit

Wer seine Zelte in der Achterkabine aufschlägt, der sieht sich mit einer 200 x 150 cm großen Doppelkoje konfrontiert. In deren Unterbau sowie in mehreren Kleiderschränken und Fächern kann die  persönliche Habe lagern. Der zweite Sanitärraum, nämlich jener im »El Hierro«-Heck, erweist sich als angenehm groß. Sinnvollerweise wurde die Dusche in
eine viereckige »Zelle« verfrachtet, die mit 184 cm Stehhöhe allerdings relativ flach geriet. Ansonsten gibt es ein weiteres ordentlich dimensioniertes ElektroKlo, ein Spiegelschränkchen und hochwertige Mischarmaturen aus der HansGrohe-Kollektion.

Skipper 18-07 Pressebericht Aussenansichten
  1. An der benutzerfreundlichen Gangbordbreite von 44 cm gibt es nichts zu beanstanden
  2. Der Alu-Mast auf dem Kabinendach lässt sich im Bedarfsfall sekundenschnell legen
  3. Sechs metallische Gartenstühle und ein Tisch bilden die Sitzgruppe auf dem Achterdeck
  4. Klarer Fall – die Aquanaut Privilege 1250 AK ist mit drei Doppelarmwischern bestückt
  5. Eine fünfstufge Wendeltreppe verbindet die Badeplattform mit dem Achterdeck
  6. Der Bootsführer genießt eine gute Rundumsicht. Der Rudersitz erweist sich als bequem
  7. Bug- und Heckstrahler, die sich per Joystick betätigen lassen, sind auf den meisten Charteryachten ein nahezu unverzichtbarer Standard

Wir erklimmen nun das Achterdeck und nehmen am mittels Softtop überdachten Steuerstand platz. Der drehbare Skippersitz mit Fußstütze und Armlehnen ist fest verankert und gibt daher guten Halt. Das sechsspeichige Vetus-Hydraulikruder arbeitet leichtgängig und mit viereinhalb Umdrehungen zwischen den Anschlägen auch schön präzise, sämtliche Instrumente lassen sich prima ablesen. Als praxiskonforme Gangbordbreite schreiben wir die per Zollstock ermittelten 44 cm auf, die Schanzhöhe wird mit 15 cm protokolliert. Kraftvoll angeschoben wird der blau-weiße Urlaubskreuzer vom vorab thematisierten Perkins-Sabre-Reihensechszylinder, der ein sonores Klangbild erzeugt und auf jede noch so kleine Veränderung der Gashebelstellung spontan reagiert. Kuppelt man bei 620 min-1 ein, bewegt sich das Boot mit 2,5 kn ohne jegliche Wellenbildung voran. Genau richtig zum vergnüglichen Spazierenfahren sind 1.400 min-1, die ein entspanntes Reisetempo um die 5,5 kn zur Folge haben. Wir steigern allmählich auf 2.000 Umdrehungen pro Minute, einhergehend mit einer auf dezente 67 dB(A) beschränkten Geräuschkulisse. Die Volllastmessung auf der unter praller Sonne liegenden Müritz ergibt 8,1 kn beziehungsweise 15 km/h – das passt.

Wir nehmen den Stadthafen von Waren ins Visier und überzeugen uns beim Andockmanöver von der guten Dosierbarkeit der schubstarken Bug- und Heckstrahler. Behält man beim Rangieren die Ruhe, ist die »El Hierro« auch von einem unerfahrenen Steuermann leicht und locker zu beherrschen. Alles in allem darf sich der Charterkunde auf einen »tollen Tourer« freuen, mit dem das Wasserwandern viel Spaß bereitet. Der Wochenpreis von 1.099 Euro in der Vor- und Nachsaison und höchstens 2.399 Euro im Zeitraum vom 11. Juli bis zum 21. August – übrigens immer inklusive einer professionellen Endreinigung – ist von Yachtcharter Römer fair kalkuliert.

Text & Fotos: Peter Marienfeld

Quelle: Magazin "Skipper" Ausgabe 07.2018

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